Inzidenzzahl auf fragwürdiger Datengrundlage?

Die strikte Orientierung der Corona-Politik am Wert der 7-Tage-Inzidenz gerät mehr und mehr in dieKritik.
Unser Mitglied Dr. Günther Medicus setzte sich in der Torgauer Zeitung vom 25.3.2021 mitdem Wert auseinander und schrieb dazu folgendes:
„Die 7-Tage-Inzidenz ist heutzutage das Maß, nach dem die staatlichen Corona-Maßnahmenentschieden werden, die uns alle, aber manche Leute besonders hart treffen. Regelmäßig meldet die Torgauer Zeitung wieder ansteigende 7-Tage-Inzidenzen, so hieß es am 10.3.2021 „7-Tage-Inzidenz gesunken“, am 16.3.2021 „7-Tage-Inzidenz steigt weiter“ und am 19.3.2021 „7-Tage-Inzidenz in Nordsachsen stark gestiegen“.
Am 15.3.2021 fand sich in der TZ ein Foto, wo vor dem Kulturhaus eine Menschenschlange daraufwartet, getestet zu werden. Am 18.3. hörte man abends im Fernsehen zum ersten Mal leise Zweifel, ob die jetzt vermeldeten höheren 7-Tage-Inzidenzen nicht vielleicht daher rührten, daß man jetzt vielmehr testen und dementsprechend auch mehr Positivbefunde finden würde. Am Morgen des 19. März äußerte auf MDR-info ein bekannter Mediziner den gleichen Verdacht. Wenn man nämlich das Testen ausweitetund die Befunde weiter stur auf 100.000 Einwohner bezieht, wäre die 7-Tage Inzidenz automatisch höher, nicht mehr vergleichbar. Auch ich denke seit Tagen so, konnte aber keine Literatur finden, welche meinen Verdacht entkräften würde. Andere sehen es genauso wie ich, z.B: Wikipedia: „Die 7-Tage-Inzidenz ist nicht mit epidemiologischer Inzidenz, die auf repräsentativen Stichproben basiert, gleichzusetzen. Für den zugedachten Zweck sei sie deshalb „von fraglicher Eignung“.
Eine Maßzahl, die „nicht konstant interpretierbar ist, weder im geographischen Vergleich noch im zeitlichen Verlauf, ist vermutlich hochgradig volatil, sodass es nicht ratsam erscheint, von dieser Zahl abgeleitete Schwellenwerte in ein Gesetz zu schreiben und damit mehr oder weniger deterministisch für Entscheidungen heranzuziehen, die Eingriffe in die Grundrechte der Menschennach sich ziehen.“Oder Stefan Lange: „Von einem Grenzwert, der keiner ist – Kommentar zur 7-Tage-Inzidez“, Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen ZEFQ; Band 158, Seiten 28–29, 1. Dezember 2020. Er schreibt zur 7-Tage-Inzidenz u.a.: „… Noch wichtiger ist, dass die Bedeutung des Zählers (xxx positive Tests) unklar bleibt, da sie von der Art der Stichprobe und dem, Anteil der Stichprobe an der Gesamtbevölkerung (unter Risiko) abhängt“. Quelle: https://zefq-journal.com/article/S1865-9217(20)30179-3/fulltext
Unter www.coronavirus.sachsen.de findet man eine Grafik zur Entwicklung der 7-Tage-Inzidenz für ganz Sachsen, in welcher sich ab März auch der Anstieg zeigt. Lässt sich dieser vielleicht mit den im März generell erhöhten Testzahlen erklären? Ist es normal, dass man offiziell ohne irgendwie zu relativieren, auf dieser fragwürdigen Datenlage basierend, am liebsten schon wieder einen neuen Lockdown ausrufen möchte? Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass die vermeldeten 7-Tage-Inzidenzen falsch sind, da man die Tests nicht immer unter gleichen, also genormten Bedingungen durchführt und die Positivbefunde auch nicht auf eine genormte Testanzahl bezieht. Erst danach dürfte man nämlich die Positivbefundeauf 100.000 Einwohner beziehen. Weiß denn eigentlich jemand, wie das RKI die 7-Tage-Inzidenz berechnet? Ich würde mich gern belehren lassen. Vielleicht findet man dazu bald mal eine fundierte, glaubwürdige Meldung.
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